Rückblick: International Symposium
Veranstaltungsrückblick 9. Oktober 2015
Erstes Internationales Symposium: Forscher diskutieren über das Handschreiben
Ein vom Schreibmotorik Institut, Heroldsberg, und dem Bereich Innovation und Beratung des Deutschen Bildungsressorts der Autonomen Provinz Bozen organisiertes internationales Symposium auf Schloss Rechtenthal in Tramin stellte wichtige Ansätze vor, wie sich motorischen Schwächen von Kindern entgegenwirken lässt.
(Tramin, Südtirol) – Die Hälfte aller Jungen und ein Drittel aller Mädchen – das ergab unlängst eine Umfrage unter bundesdeutschen Lehrpersonen – haben Probleme mit dem Handschreiben; Tendenz: steigend.
Was lässt sich in der Schule dagegen tun? Wie sehen Methoden aus, mit denen sich den motorischen Schwächen entgegenwirken lässt? Darüber diskutierten international renommierte Wissenschaftler und Experten aus acht europäischen Staaten beim Ersten Internationalen Symposium zum Thema Handschreiben, das am 9. Oktober 2015 in der Fortbildungsakademie Schloss Rechtenthal in Tramin stattfand. Das „International Symposium on Handwriting Skills“ wurde vom Schreibmotorik Institut in Kooperation mit dem Bereich Innovation und Beratung des Deutschen Bildungsressorts organisiert.
Frau Dr. Marianela Diaz Meyer, Leiterin des Schreibmotorik Instituts, und Dr. Rudolf Meraner, Direktor des Bereichs Innovation und Beratung des Deutschen Bildungsressorts der Autonomen Provinz Bozen, eröffneten das internationale Symposium, das simultan in Deutsch und Englisch übersetzt wurde.
Er sei durchaus „ein bisschen stolz” darauf, dass ein solch hochkarätig besetzter Kongress in Südtirol stattfinde, sagte Rudolf Meraner, Direktor des Bereichs Innovation und Beratung im Deutschen Bildungsressort des Landes, zur Begrüßung. Dabei sei der Veranstaltungsort passend gewählt: Die Bildung nehme hierzulande einen hohen Stellenwert ein – was die Ergebnisse der Schülerleistungsstudie PISA belegten.
Frau Dr. Diaz Meyer begrüßte den international breit aufgestellten Teilnehmerkreis und betonte, dass das Symposium mit dem Titel „Innovation und Zukunft des Schreibenlernens: Impulse aus aktueller Wissenschaft, modernem Lehren und Lernen und zeitgemäßen Materialien“ alle beteiligten Disziplinen aus Forschung und Praxis wiederspiegelt.
Die Moderation des International Symposiums übernahm Prof. Dr. Ralph Bruder, wissenschaftlicher Beirat des Schreibmotorik Instituts.
IMPULSE AUS AKTUELLER WISSENSCHAFT UND PRAXIS
Das Thema Handschreiben steht weiterhin im Fokus der Bildungsforschung. Wie die Präsentationen der Wissenschaftler und Praktiker aus Italien, der Schweiz, Österreich, Deutschland, Großbritannien, Belgien, Frankreich und den Niederlanden in Tramin bestätigten, sind die Probleme dabei durchaus in all diesen Ländern vergleichbar: Ein wachsender Anteil von Kindern hat Schwierigkeiten, eine flüssige Handschrift zu entwickeln. Ansätze, wie dem begegnet werden kann, wurden nun in Südtirol diskutiert und aktuelle Forschungsergebnisse und Entwicklungen im Bereich des Schreibenlernens vorgestellt. Von akustischen Signalen, die Neurowissenschaftler entwickelt haben, um Kinder zu richtigen Bewegungen zu führen, bis hin zu Konzepten, die eine bessere motorische Förderung vorsehen.
Dr. Jean-Luc Velay, leitender Wissenschaftler am French Centre for Scientific Research (CNRS) und am Cognitive Neurosciences Laboratory in Marseille, referierte zum Thema „Translating pen movements into sounds and music to facilitate handwriting rehabilitation” und Prof. Dr. Hilde Van Waelvelde vom Rehabilitation Sciences and Physiotherapy der Ghent University aus Belgien präsentierte „‘I Can!’: an approach for remediating handwriting difficulties”. Beide Vorträge waren wichtige Impulse aus der aktuellen Wissenschaft zum Schreibenlernen.
Zum Thema „Innovatives Schreibenlehren und – lernen“ steuerte Frau Dr. Anneloes Overvelde vom Scientific Institute for Quality of Healthcare (IQ healthcare) des Radboud University Medical Center aus den Niederlanden mit ihrem Vortrag „Learning to write with a topping Teacher“ bei.
Dr. Christian Marquardt, Wissenschaftlicher Beirat für Motorik am Schreibmotorik Institut, zeigte mit „Understanding the functional aspects of handwriting – New screening methods and educational materials” die Forschungsergebnisse des Schreibmotorik Instituts zu innovativen und zeitgemäßen Schreiblern-Materialien. Ein wichtiges Thema, dem sich auch Dr. Angela Webb, Chairman of the National Handwriting Association in Großbritannien, mit ihrer Präsentation „Handwriting: policy and practice in UK schools“ widmete.
DISKUSSIONEN, WORKSHOPS UND NETWORKING
Die Referenten teilten ihre Perspektiven zur Zukunft des Schreibenlernens mit den Zuhörern und lieferten wichtige Denkanstöße für Diskussionen im Rahmen der Workshops, die zwischen den Themenblöcken stattfanden. Dort konnten alle Teilnehmer ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven miteinander teilen und gemeinsame Antworten auf gegebene Fragestellungen finden. Ein abschließender Workshop zur Identifikation von Handlungsfeldern im Bereich Schreibenlernen rundete das International Symposium ab. Ziel war es, die Innovation und Zukunft des Schreibenlernens in den Bereichen aktuelle Wissenschaft, modernes Lernen und Lehren sowie zeitgemäße Materialien herauszuarbeiten.
Im Vorfeld sowie im Anschluss an das Symposium baten sich allen Teilnehmern weiterführende Networking-Möglichkeiten: Beim Get-together und einer Weinführung konnten die Teilnehmer mit anderen international renommierten Wissenschaftlern und Praktikern aus verschiedenen Fachbereichen interessante Kontakte knüpfen.
„Es hat sich gezeigt, dass das International Symposium on Handwriting Skills eine passende Plattform ist, um zahlreiche Experten zu versammeln, die viele Jahre in Forschung und Praxis zum Thema effiziente Handschrift gearbeitet haben. Es ist beeindruckend zu sehen, dass diese internationale und interdisziplinäre Gruppe gemeinsame Ideen teilt und über ähnliche Umstände im jeweiligen Heimatland berichtet.“ so Dr. Diaz Meyer.
Fortbildungsakademie Schloss Rechtenthal, Bozen (Südtirol), Italien
Bilder: mit Genehmigung der Fortbildungsakademie Schloss Rechtenthal
Vielen Dank an alle Teilnehmer des International Symposiums 2015. Wir haben uns sehr über die inspirierenden Diskussionen und den regen Austausch in Bozen gefreut.