Schreibenlernen: Was hilft?
Jeder denkt beim Auftreten von Schreibschwierigkeiten sofort an die Wahl der günstigsten Ausgangsschrift. Diese Wahl ist aber nur ein Aspekt beim Schreibenlernen. Wesentlich wichtiger ist der richtige Weg vom ersten Buchstaben zu einer automatisierten Handschrift.
Diese Faktoren fördern das Schreiben(lernen):
1. Regelmäßige Förderung der Schreibmotorik: Am günstigsten sind kurze Übungseinheiten, die das Kind dafür häufig durchführt.
2. Unterbrechungen beim Schreiben zulassen und einplanen: Sie entlasten die Handmuskulatur, vermindern den Schreibdruck und erhöhen die Schreibgeschwindigkeit.
3. Sinnvolles statt eisernes Üben: Sinnvoll ist ein bewusstes Skalieren von (Buchstaben-) Formen, Schreibgeschwindigkeit, Schreibdruck, Schreibrhythmus: groß/ klein, langsam/ schnell, schwer/ leicht, unrhythmisch/ rhythmisch. Dabei dürfen und sollen die Bewegungen auch übertrieben ausgeführt werden um die Unterschiede zu erleben. Bewegungsgrundformen (z.B. Striche, Arkaden, Girlanden, Kreise) sollen automatisiert und der Transfer der erworbenen Kompetenzen auf das Schreiben von Buchstaben, Wörtern und Sätzen gefördert werden.
4. Kinder möglichst schnell zum automatisierten Schreiben führen: Dieses erfolgt unbewusst, ohne besondere Aufmerksamkeitszuwendung an Genauigkeit der Bewegungsdurchführung, damit das Gehirn entlastet ist und sich auf andere Prozesse des Schreibens (z.B. Rechtschreibung/ Textverarbeitung oder -inhalte) konzentrieren kann.
5. Linienvorgaben offen gestalten: Farbräume zur Orientierung verwenden, Lineaturen auf eine Grundlinie beschränken oder Vorlagen zum Unterlegen verwenden.
6. Buchstabenvereinfachungen zulassen: Persönliche Ausgestaltung lesbarer Buchstabenformen bewusst erproben und nicht als Fehler betrachten. Abweichungen von der Normschreibung (d.h. Ausgangsschriften) als notwendigen Schritt zum Bewegungslernen betrachten und gemeinsam mit den Lernenden bewusst reflektieren und aufarbeiten.
7. Motorisch günstige Buchstabenanbindungen sowie effektives Stiftabsetzen beim Schreiben ausprobieren: Routinierte Schreiber verbinden beispielsweise nur noch Buchstaben, die verbunden schneller als getrennt geschrieben werden können (z. B. »le«. »au«, »ei« oder »ch«). Vor Linksovalen (z. B. »lo«. »nd«, »ig«, »la« oder »ec«) setzen die meisten Schreiber den Stift dagegen ab. Messungen haben gezeigt, dass solche Buchstabenkombinationen getrennt schneller als verbunden geschrieben werden.
8. Verschiedene Schreibmaterialien ausprobieren: Unterschiedliche Schreibinstrumente nutzen, unterschiedliche Oberflächen verwenden.
9. Ungünstige und hemmende Stifthaltungen behutsam, aber konsequent korrigieren: Der Stift sollte locker und entspannt gehalten werden, so dass keine Verkrampfungen bzw. Extremstellungen der Finger, z.B. krampfhaft gebogene Finger, entstehen.
10. Bei Linkshändern: Auf den Sitzplatz (z.B. immer links neben einem Rechtshänder, damit die Schreibarme beim Schreiben nicht miteinander kollidieren), das passende Schreibgerät, die Schreibunterlage sowie die Blattlage (45° im Uhrzeigersinn gedreht) achten.
Zum Weiterlesen
MAI N.; MARQUARDT C.; QUENZEL I.: Wie kann die Flüssigkeit von Schreibbewegungen gefördert werden? In: Balhorn H, Niemann H (Hrsg.) Sprachen werden Schrift. Lengwil, Schweiz: Libelle, 1997
Sämtliche Publikationen des Schreibmotorik Instituts
Sollten Sie Informationen aus dem vorliegenden Beitrag entnehmen, bitten wir Sie, diesen wie folgt zu zitieren:
Schreibmotorik Institut e.V. (2017). Schreibenlernen: Was hilft? Zugriff am [dd.mm.jjjj] unter http://www.schreibmotorik-institut.com/index.php/de/fakten-und-tipps/fachwissen/500-schreibenlernen-was-hilft