22. November 2021
Leidet das Handschreiben in der Corona-Krise? VBE und Schreibmotorik Institut fragen Lehrkräfte
Wie gut können Schülerinnen und Schüler von Hand schreiben? Gibt es womöglich Auswirkungen der Corona-Krise auf die schreibmotorischen Fertigkeiten der Kinder und Jugendlichen? Und welche Konsequenzen hat die Digitalisierung? Das Schreibmotorik Institut hat jetzt gemeinsam mit dem Verband Bildung und Erziehung (VBE) eine Umfrage unter Lehrkräften gestartet, die aktuelle Antworten auf diese Fragen liefern soll.
„Das Erlernen der Handschrift wirkt sich nachweislich positiv auf die Entwicklung der motorischen und geistigen Fähigkeiten von Kindern aus. Was wir handschriftlich notieren, können wir uns besser merken. Diese Vorteile gilt es zu nutzen. Ob das gelingt, ist jedoch unklar. Deshalb wollen wir die Erfahrung der Lehrkräfte erneut in einer aktuellen Umfrage bündeln, um wichtige Erkenntnisse zu gewinnen und so Aufmerksamkeit für das Thema zu generieren“, begründet der VBE Bundesvorsitzende Udo Beckmann die Initiative.
Die Studie trägt den Titel STEP 2022 („Studie über die Entwicklung, Probleme und Interventionen zum Thema Handschreiben“). Grundschullehrkräfte und Lehrkräfte aus weiterführenden Schulen bekommen dabei jeweils andere Fragen vorgelegt, um die unterschiedlichen Entwicklungsstände ihrer Schülerinnen und Schüler zu berücksichtigen. Unklar ist, wie viele Schülerinnen und Schüler derzeit Schwierigkeiten haben, eine „gut lesbare, flüssige Handschrift“ zu entwickeln, wie es in den Bildungsstandards vorgegeben ist. In diesem Jahr wird der besondere Schwerpunkt der Studie die aktuelle Situation sowohl in Bezug auf die Pandemie wie auch auf die fortschreitende Digitalisierung sein. Die Ergebnisse sollen im Frühsommer 2022 veröffentlicht werden. Die Studie ist – nach 2019 und 2015 – die dritte Untersuchung ihrer Art.
Beckmann betont, dass es jedoch nicht um ein Ausspielen des Handschreibens gegen den Einsatz digitaler Endgeräte gehe: „Im Gegenteil finden wir es spannend, wie immer mehr Lehrkräfte, jetzt, wo sie besser dafür ausgestattet sind, digitale Medien im Methoden-Mix einsetzen. Mit der Umfrage legen wir einmal mehr den Finger an den Puls der Zeit und wollen auch Fragen zur Dualität der bewährten und modernen Kulturtechniken beantworten.“ Auch Fragen zur Aus- und Fortbildung von Lehrkräften zum Thema werden gestellt.
„Es geht dabei nicht in erster Linie ums Schönschreiben oder um eine Kulturtechnik, die heute mehr oder weniger verzichtbar erscheint. Beim Handschreiben – dies belegen auch zahlreiche Studien – geht es um Bildung. Handschreiben unterstützt die Rechtschreibung, das Lesen, das Textverständnis, letztlich die schulischen Leistungen insgesamt“, sagt Dr. Marianela Diaz Meyer, Geschäftsführerin des Schreibmotorik Instituts. Sie verweist auf wissenschaftliche Untersuchungen, die deutlich machen, dass sich mit wenig Aufwand durch spielerische Übungen die schreibmotorischen Fähigkeiten der Kinder schnell verbessern lassen. Allerdings benötigen die ohnehin durch die Folgen der Corona-Pandemie schon stark belasteten Kitas und Schulen dafür Unterstützung.
Udo Beckmann und Dr. Marianela Diaz Meyer appellieren an Lehrkräfte aller Schulformen, sich an der Online-Umfrage (Zeitaufwand: 20 Minuten) zu beteiligen, um die aktuelle Situation repräsentativ abbilden zu können und Herausforderungen öffentlich zu machen.