21. August 2017
Aktion Handschreiben 2020: Staatssekretär Stefan Müller sichert politische Unterstützung zu
Die „Aktion Handschreiben 2020“ zur Förderung der Schreibmotorik erfährt politischen Beistand: „Wir wollen alles in die Wege leiten, um diese wichtige Initiative zu unterstützen“, sagte der Parlamentarische Staatssekretär des Bundesministeriums für Bildung und Forschung Stefan Müller bei seinem Besuch im Schreibmotorik Institut, Heroldsberg, einem der Begründer der Aktion Handschreiben.
„Die Grundkompetenz des Handschreibens bleibt auch im digitalen Zeitalter ein wichtiges Bildungsthema“, betonte Staatssekretär Müller und bestätigte, wie wichtig die Handschrift im Berufsalltag ist. Im Ministerium schreibe er sogar mehr als früher mit der Hand, was unter anderem auch an den dort üblichen Prozessen liege. Persönliche Anmerkungen auf Vermerken, die mehrere Ebenen durchlaufen müssten, seien ohne handschriftliche Notizen nicht denkbar.
Die Entwicklung einer gut lesbaren, flüssigen Handschrift ist zwar auch weiterhin in den bundesweit geltenden Bildungsstandards vorgesehen, doch zunehmend mehr Kinder haben Probleme diesem Anspruch zu genügen. Das zeigen Ergebnisse von Umfragen unter Lehrkräften sowie Eltern zu den Schreibfähigkeiten von Schülerinnen und Schülern, die das Schreibmotorik Institut zusammen mit dem Deutschen Lehrerverband (DL) beziehungsweise dem Bundeselternrat durchgeführt hat. Demnach haben mehr als 30 Prozent der Mädchen und über 50 Prozent der Jungen Schwierigkeiten, eine lesbare und flüssige Handschrift zu entwickeln. Darauf wies Dr. Ing. Marianela Diaz Meyer, Leiterin des Schreibmotorik Instituts, im Gespräch mit Staatssekretär Müller hin und erläuterte die möglichen negativen Folgen: beeinträchtigte Bildungschancen. Neurowissenschaftliche Erkenntnisse legen nahe, dass ein enger Zusammenhang zwischen motorischer und kognitiver Entwicklung bei Kindern existiert. Dieser Eindruck besteht auch bei fast allen der befragten Lehrerinnen und Lehrer. Sie vermuten ebenfalls, einen Zusammenhang zwischen den handschriftlichen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler und deren schulischen Leistungen.
„Deshalb fördern wir den Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis etwa durch das ‚International Symposium on Handwriting Skills‘“, so Dr. Diaz Meyer. In diesem Jahr liegt der inhaltliche Fokus des Symposiums, das am 10. November in Darmstadt stattfindet, auf den Folgen und Chancen der Digitalisierung im Zusammenhang mit der Handschrift. Bereits in den Vorjahren ermöglichte die Veranstaltung den Austausch zwischen Akteuren aus Wissenschaft, Bildung, Gesundheit und Politik aus acht europäischen Ländern. Auch das Symposium ist Teil der „Aktion Handschreiben 2020“, die das Schreibmotorik Institut in Kooperation mit dem Didacta Verband der Bildungswirtschaft 2016 ins Leben gerufen hat. Das Ziel der Initiative: die Voraussetzungen und Möglichkeiten zum Erlernen des Handschreibens in Kita und Schule sowie in den Familien zu Hause zu verbessern. „Ganz im Sinne des Institutsmottos“, sagte Dr. Diaz Meyer: „Kinder sollen bessere Chancen haben, eine ermüdungsfreie, schnelle und lesbare Handschrift zu entwickeln.“
Schon seit 2012 beschäftigt sich das gemeinnützige Schreibmotorik Institut mit dem Handschreiben. „Wir haben jahrelang intensivste Arbeit für eine wichtige Grundlage zur Frühförderung von Grundkompetenzen und die Vorbereitung auf das spätere Schreibenlernen der Schülerinnen und Schüler geleistet“, so Sebastian Schwanhäußer, Begründer und Vorstand des Instituts. Gegenüber Staatssekretär Müller betonte Schwanhäußer, dass er die Unterstützung der Politik erwartet: „Ich als Vater weiß, dass Schreibenlernen ein höchst komplexer Vorgang ist. Umso mehr setze ich mich dafür ein, dass beides, Forschung und Praxis des Schreibenlernens, für unsere Kinder weiterentwickelt wird. Das schließt auch die Entwicklung von Möglichkeiten ein, digitales Lernen und die Förderung der Motorik zu kombinieren. Umso wichtiger ist es, dass auch die Politik uns Aufmerksamkeit und Unterstützung gewährt.“ Beides soll die „Aktion Handschreiben 2020“ in Zukunft auch erhalten, wie der Parlamentarische Staatssekretär Müller versicherte. Er zeigte sich überrascht von „den aktuellen Forschungsergebnissen, der umfangreichen Arbeit des Instituts und der umfassenden Sensibilisierung der Öffentlichkeit“ und versprach: „Wir wollen alles in die Wege leiten, um diese wichtige Initiative zu unterstützen.“ Privat beginnt Müller damit, indem er schon einmal einige sehr einfache und praktische Tipps zur Verbesserung der Handschrift mit seiner Tochter ausprobieren will.