7. Dezember 2014
„Stirbt die Handschrift?“ – Das Schreibmotorik Institut im Berliner Kurier
Dr. Christian Marquardt erklärt gemeinsam mit anderen Experten im Berliner Kurier vom 7. Dezember 2014, wie es um das handgeschriebene Wort steht und warum es nicht aussterben darf.
Der Beitrag von Katrin Groth beginnt mit der Frage an den Leser, wann er das letzte Mal einen Brief handschriftlich verfasst habe. Ja, wann war das? Auch wenn ein Brief persönlicher ist, eine E-Mail ist schneller und praktischer: kein Papier und Umschlag nötig, kein hässliches Durchstreichen von Fehlern, kein Porto und den Gang zum Briefkasten kann man sich auch sparen. Dafür leistet die Handschrift andere Dienste. Der Stift in der Hand hilft Kindern beim Verstehen und Verfassen längerer Texte. Studien ergaben, dass sich sowohl Kinder als auch Erwachsene mit der Hand Geschriebenes besser merken können.
Experten warnen davor, die Handschrift in den Schulen abzuschaffen, wie es teilweise in Norwegen und den USA geschieht. So wie Guido Nottbusch, Professor für Grundschulpädagogik Deutsch an der Universität Potsdam im Artikel: „Motorisch lassen sich Buchstaben einfach besser begreifen. Gerade um Schreiben zu lernen, ist Handschriftliches besser.“
Wie aber können die Schulen und Lehrkräfte darauf reagieren, dass laut einer Schätzung des Deutschen Lehrerverbandes der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die schlecht bzw. unleserlich schreiben je nach Alter, Region und Schulform bei 20 bis 50 Prozent liegt? Dr. Christian Marquardt sieht das Problem darin, dass immer nur über die Schrift gesprochen wird und nicht über das Schreiben: „Man muss unterscheiden zwischen dem Ergebnis – also was man auf dem Papier sieht – und den motorischen Aktionen, die dafür nötig sind.“ Kinder sollen demnach nicht einfach nur lernen, wie eine Schrift auszusehen hat. Sie sollen vielmehr die Freiheit bekommen, sich der Form auf ihre Art und Weise zu nähern. Mit mehr Motorikübungen könnten Kinder viel schneller eine gute Handschrift entwickeln. Und sich dann außerhalb der Schule letztendlich selbst entscheiden, ob sie etwas mit der Hand oder mithilfe einer Tastatur schreiben wollen.